ÖFR-Frühjahrstreffen 2024 in St. Pölten – Ein Rückblick von Andrea Fenzal

Die Österreichische Gesellschaft für Familien- und regionalgeschichtliche Forschung (ÖFR) blickt auf ein erfolgreiches Frühjahrstreffen in St. Pölten zurück, das am 27. April 2024 stattfand. Das Treffen, ausschließlich für Mitglieder des Vereins, war ein voller Erfolg mit Fachvorträgen, historischen Führungen und der Würdigung außergewöhnlicher Mitglieder für ihre Beiträge zur genealogischen Forschung.

Die Veranstaltung begann mit einer kulturellen Auswahl: eine Führung durch die Sonderausstellung „Auf der Flucht“ im Haus der Geschichte oder eine historische Tour durch St. Pöltens Altstadt, die die Teilnehmenden mit spannenden Geschichten aus der römischen Gründung, ihrem mittelalterlichen Ausbau, der barocken Blütezeit sowie der modernen Jugendstilarchitektur durch die Stadt führte.

Am Nachmittag fand im Festsaal des Hippolyt Hauses der offizielle Festakt statt. Dr. Hildegard Schmoller eröffnete mit einem interessanten Vortrag über die Binnenmigration in den böhmischen Ländern während der Habsburgermonarchie. Es folgten Vorträge von Manfred Wegele über genealogische Projekte in Bayern und Dr. Thomas Aigner, der über die Zukunft historischer Daten sprach und die Bedeutung der Digitalisierung für die genealogische Forschung hervorhob.

Ein besonderer Teil des Programms waren die Ehrungen „Pro Meritis“, die an Mitglieder für herausragende Verdienste verliehen wurden:

  • Herbert Leitner: Ein Kernmitglied der ÖFR, bekannt für seine Unterstützung von Anfängern in der Genealogie und seine Arbeit als lateinischer Übersetzer. Er spielte eine entscheidende Rolle beim Aufbau und der Entwicklung der Facebook-Gruppen des Vereins, wodurch das Portal Ahnenforschung Österreich heute fast 4900 Forschende zählt​​.
  • Franz Spevacek: Bekannt als der „Millionär“ unter den Mitgliedern, hat er über 1.165.000 Datensätze für das Projekt GenTeam erfasst. Seine Arbeit ist entscheidend für die genealogische Forschung in Wien und im Waldviertel​​.
  • Dr. Günter Oppitz: Ein langjähriges und geschätztes Mitglied der ÖFR, der umfassende und tiefschürfende Forschungen zu historischen Themen durchführte. Dr. Oppitz, der für seine Arbeit an der Schnittstelle zwischen Musik und Dichtung bekannt war, wurde posthum für seine außergewöhnlichen Verdienste mit der Auszeichnung „pro meritis“ geehrt. Er wird in der Gemeinschaft sehr vermisst und seine Beiträge zur historischen Forschung bleiben ein Vermächtnis​​.
  • Kurt Rossacher: Gewürdigt für seine umfangreichen Digitalisierungsarbeiten historischer Dokumente von Steyr, die auf seiner Website steyr.dahoam.net zugänglich sind. Sein Einsatz hat maßgeblich zur Erhaltung und Verfügbarkeit lokaler Geschichtsressourcen beigetragen​​.
  • Dr. Thomas Müller: Er wurde für seine Arbeit an der Topothek Krems gewürdigt, die eines der umfassendsten Archive ihrer Art in Österreich ist und maßgeblich zur regionalen Identität beiträgt​​.
  • Ing. Wolfgang Zehetner, BA: Für seine innovativen Projekte wie „Haus und Hof“ und „Pfarren in Tschechien“, die historischen Daten visualisieren und leichter zugänglich machen. Sein Ansatz verbindet grafisches Design mit historischer Forschung​​.

Zudem wurden zwei herausragende Persönlichkeiten zu Ehrenmitgliedern ernannt:

  • Manfred Wegele: Langjähriger Vorsitzender des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde (BLF) und engagiert in der Erstellung von Ortsfamilienbüchern, Ortschroniken, Häuserbüchern, seiner Familienzeitschrift und vielen anderen Veröffentlichungen. Sein Beitrag zur genealogischen Forschung erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte und umfasst zahlreiche Vorträge und Lehrtätigkeiten​​.
  • Dr. Thomas Aigner: Anerkannt als Pionier in der Digitalisierung historischer Quellen und Gründer des Archivnetzwerk ICARUS mit heute mehr als 180 Mitgliedsorganisationen und den bekannten Portalen Monasterium, Matricula, Topothek und ArchivNet. Mit der Gründung des Fördervereins ICARUS4all schuf er eine äußerst wichtige Verbindung zu den Nutzerinnen und Nutzern der Archive. Thomas Aigner ist ein führender Akteur in der Bereitstellung digitaler Ressourcen für die genealogische Forschung weltweit​​.

Die Pro-meritis-Preisträger Dr. Thomas Müller, Herbert Leitner, Ing. Wolfgang Zehetner, BA., Franz Spevacek sowie die beiden Ehrenmitglieder Dr. Thomas Aigner, MAS und Manfred Wegele

Das Treffen endete mit einem gemeinsamen Abendessen, wo die Teilnehmer in ungezwungener Atmosphäre ihre Gedanken austauschen konnten.

Die ÖFR dankt allen Teilnehmenden und Sprechenden für ihr Engagement und ihren Beitrag zu einem erfolgreichen Treffen. Wir freuen uns darauf, die Gemeinschaft bei zukünftigen Veranstaltungen weiter zu stärken und das historische und genealogische Wissen in Österreich und darüber hinaus zu fördern.

Fotos: Andrea Fenzal 2024

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