Bei der Arbeit mit Matriken gibt es immer wieder einige Abkürzungen, die dem Anfänger unbekannt sind, z.B. „Aus dem hiesigen Taufbuch, Tom. XXIV Fol. 103 wird bescheinigt, daß …“
Auch bei der Suche im Index finden wir oft „Seitenangaben“, nach denen wir den gesuchten Eintrag nicht finden, nach längerer Suche sich jedoch herausstellt, dass der Eintrag auf der folgenden Seite zu finden ist.
Tomus
Dieser Begriff ist einfach erklärt. Tom. ist die Abkürzung für das lateinische Wort Tomus und bedeutet Band oder Buch.
Folium
Diese Bezeichnung kommt ebenfalls aus dem Lateinischen und bedeutet Blatt. Die Mehrzahl der Blätter heißen folia, auf dem Blatt heißt folio. Abgekürzt wird es mit fol. oder f.
Vom Mittelalter bis in die Neuzeit wurden in Büchern nicht die Seiten, sondern die Blätter gezählt (Folierung genannt), im Unterschied zur späteren Seitenzählung (Paginierung).
Zur Unterscheidung der Vorderseite und der Rückseite eines Bogens wird die Vorderseite mit fol. x r (für recto = Vorderseite), die Rückseite mit fol. x v (v für verso = Rückseite) beschriftet.
In vielen Matrikenindizes wurde oft auf das v bzw. r (verso oder recto) verzichtet, was bei Anfängern oft zu Verunsicherung führt. Deshalb ist es zielführend im Buch zu überprüfen, ob jede Seite beschriftet (paginiert) ist, oder es sich um eine Folierung handelt (jede zweite Seite beschriftet).
Hier ein Beispiel aus der Pfarre Schotten in Wien: Trauung des Johann Maix, Läufers bei Fürst Franz Liechtenstein mit Barbara Aichinger gebürtig von St. Pölten. Quelle: Erzdiözese Wien, Pfarre Schotten, Signatur 02-33, fol. 252v
Im Index dieses Buches finden wir die Trauung des Maix Johann mit Hinweis auf fol. 252v, beim links hervorgehobenen Müllner Friedrich sehen wir kein v, weshalb dessen Eintrag auf fol. 91 (recto) zu finden ist.
Eine Seite vor dem gesuchten Eintrag sehen wir die Folierung:
Wenn wir umblättern, finden wir auf fol. 252 v, also auf der Rückseite von 252r, keine Beschriftung der fol.:
Der gesuchte Eintrag findet sich also auf dieser Seite weiter unten:
Foliant
Verwandt mit dem Begriff Folium ist das Wort Foliant. In der Regel wird darunter ein größeres schweres Buch verstanden. Der Begriff kommt daher, dass es sich um ein Buch im Folio-Format handelt. Die Größe resultiert daraus, dass ein Papierbogen nur einmal gefaltet wurde. Die Größe entspricht ungefähr einem A3-Blatt (grob ca. 29 x 40 cm²)
Pagina
Wie bereits oben erwähnt gibt es neben der Blattzählung auch eine Seitenzählung. Das lateinische Wort pagina bedeutet die Seite oder Seitenzahl, sie gibt uns – abgekürzt pag. oder p. – die Seite an. Die fortlaufende Numerierung der Seiten wird auch Paginierung bezeichnet.
In Matriken finden wir ab Ende des 18. Jahrhunderts eine getrennte Matrikenführung nach Ortschaften im selben Band. Dies führt bei der Suche nach der Seite oft zu Verwirrung, da übersehen wird, dass im selben Band mehrmals die selbe pagina zu finden ist.
Reihezahl
Die Reihezahl gibt die fortlaufende Numerierung der Einträge in Matriken an, abgekürzt wird sie mit RZ. Mit Erlass des k.k. Ministeriums des Innern vom 3. Jänner 1881 , Z. 10211 wurde angeordnet, dass sowohl die Matrikeneinträge, als auch die jene in den Duplikaten zu numerieren sind. Die Reihezahl wird für jeden Eintrag je Kalenderjahr, beginnend ab dem 1. Jänner und endend mit dem 31. Dezember vergeben. Wird ein neues Buch (Tom.) während des Jahres begonnen, folgt die nächste Reihezahl, sodass sich am Jahresende mit der letzten RZ. die Gesamtsumme der Einträge ergibt.
Warum erhalten manche Einträge keine Reihezahl?
Im Geburts- bzw. Taufbuch waren jene im Pfarrsprengel geborenen Kinder mit Reihezahl einzutragen, welche nach Gesetz oder infolge eines Vertrags der Eltern (bei Mischehen) in der katholischen Religion zu erziehen waren. Für Zwillings- und Mehrgeburten war für jedes Kind eine Reihezahl zu vergeben. Die Taufe von Kindern, deren Geburt bereits anderweitig eingetragen worden war, sowie von Konvertiten oder Personen, deren Geburt in den Zivilmatriken eingetragen worden war, erfolgte die Eintragung ohne Reihezahl. Für Trauungs- und Sterbebücher galten ähnliche Regelungen.
Manchmal ist auch der Index nach Reihezahlen aufgebaut, z. B. Wien Pfarren Gumpendorf, St. Ulrich und Schottenfeld.
Titelbild: Ein Foliant, in Schweinsleder gebunden und mit Blindprägungen verziert (1806) Lysippos, Foliant 1806, CC BY-SA 3.0
Matrikenausschnitte: Pfarre Schotten, Wien online auf Matricula
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