Als im Jahr 1862 die Orientierungsnummern eingeführt wurden, kam es auch in Mariahilf zu manchen Umbenennungen von Straßen und Gassen.
Man ersetzte vor allem wenig aussagekräftige und wenig schmeichelhafte bzw. abwertende Bezeichnungen durch neue. Man suchte nach Namen für neu geschaffene Gassen und wollte verhindern, dass es in einem bestimmten Bezirk mehrere gleich lautende Gassennamen gab – die früheren, nun zu Bezirken zusammengeschlossenen Vorstädte waren ja in der Namensgebung völlig unabhängig voneinander gewesen. Ab 1862 wurden daher öfters Namen von prominenten Personen für Straßen- und Gassenbezeichnungen verwendet.
Drei Beispiele:
- Kleine Steingasse → Haydngasse
- Gstättengasse → Dürergasse
- Rosengasse → Fillgradergasse
Vor 1862 gab es in Mariahilf kaum Straßen, die nach berühmten Persönlichkeiten benannt waren: Ob durch die Benennung der Hornbostelstraße (1855) und der Millergasse (vor 1856) tatsächlich bedeutende Personen geehrt werden sollten, muss noch hinterfragt werden.
Vor der Einführung der Orientierungsnummern stand bei Straßenbezeichnungen ein anderer Aspekt im Vordergrund: Erleichterung der Orientierung. Die bis 1862 gebräuchlichen Konskriptionsnummern ließen ja oft keinen Schluss auf die Position des Hauses in der jeweiligen Vorstadt (z. B. Windmühle oder Laimgrube) zu.
Es sollen drei bestimmte Kategorien von Straßen- und Gassennamen in der Ära der Konskriptionsnummern herausgehoben werden:
- Straßennamen, in denen geografische Angaben bzw. lokale oder landschaftliche Hinweise stecken, z. B. Magdalenenstraße als Hauptstraße der Vorstadt Magdalenengrund
- Gassennamen, die durch bestimmte Hauszeichen von markanten Gebäuden entstanden sind, z. B. Hirschengasse: 1827 benannt nach dem ehemaligen Gasthausschild „Zum Hirschen“
- Gassennamen, die sich auf allgemein bekannte Gebäude beziehen oder die Besitzer von Häusern oder Grundstücken nennen, die für die Eröffnung einer neuen Gasse bedeutsam waren, z. B. Gfrornergasse: 1832 benannt nach dem Gärtner Franz Gfrorner (1798–1840), „Lust- und Ziergärtner“, Hausbesitzer und Grundbesitzer; er eröffnete 1832 die Gasse.
Ähnliche Hintergründe gibt es für die Bezeichnung „Amonstiege“. Auch hier war der Namensgeber keine berühmte Persönlichkeit, sondern der inoffizielle Stiegenname war eine Orientierungshilfe.
Mehr dazu kann man im neuesten Artikel „Die Amonstiege in Mariahilf. Hintergründe für die Bezeichnung einer Stiege“ lesen, der hier auf der Homepage www.guenteroppitz.at unter „Häuser / Kirchen / Straßen / Stiegen“ zu finden ist.
Verwendete Literatur:
- Wikipedia: Liste der Straßennamen von Wien/Mariahilf
- Wien Geschichte Wiki: Mariahilf (Straßennamen)
Bilder:
- Die Amonstiege. Blick von der Gumpendorfer Straße durch die Stiegengasse Richtung Raimundhof (Windmühlgasse 20), Foto: Copyright © 2018 by Günter Oppitz, Wien
- Hausnummer in der Fillgradergasse – Foto: Copyright © 2017 by Günter Oppitz, Wien
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