Wien: Häuserverzeichnisse und Pfarrzugehörigkeit

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Wie finde ich das Haus „Zum roten Adler“, das Haus Nr. 241 in der Stadt oder die Barrikadenstraße? Zu welcher Pfarre gehörte das gesuchte Haus? – Fragen, die sich vielen Forscherinnen und Forschern immer wieder stellen.

Wie wurden die Häuser zwecks Unterscheidung bezeichnet?

In früheren Jahrhunderten erfolgt die Bezeichnung der Gebäude insbesondere jener, in denen sich Geschäfte oder Gasthäuser befanden, zu ihrer Unterscheidung durch Hauszeichen (Schildnamen): „Flucht in Egypten“, „Goldene Kugel“, „Große Weintrauben“ oder auch „Kleine Weintrauben“ etc.  Verzeichnisse sollten das Auffinden derartiger Hausbezeichnungen erleichtern. Ein alphabetisches Verzeichnis der in Wien 1795 gebräuchlichen Schilder finden Sie hier:

Wiener Schildregister, oder Anweisung, wie man sich auf der Stelle helfen kann, wenn man in Wien den Schild eines Hauses oder eines Kaufmannsgewölbes in und vor der Stadt suchen, und ihn finden will : Zum allgemeinen Nutzen, in kleinem Taschenformat herausgegeben https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/titleinfo/418418

oder auch hier:

Verzeichniß der in der k. k. Haupt- und Residenz-Stadt Wien befindlichen Gassen, Hausinnhabern deren Schildern und numerirten Häusern, Wien : von Jos. Ant. Edlen v. Trattnern, 1773 https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/titleinfo/414464

Die Einführung der Konskriptionsnummern (CN) 1771 – ursprünglich aus militärischen Überlegungen – brachte eine Erfassung aller bestehenden Gebäude, Baulücken wurden nicht nummeriert. Die Nummerierung erfolgte getrennt nach Konskriptionsbezirken – auch Nummerierungsabschnitte und Konskriptionsgemeinden bezeichnet. Neubauten waren ab 1777 mit der nächsthöheren freien Nummer zu versehen. Gleichzeitig erfolgte eine Benennung der Straßen, Gassen und Plätze.

Hausschilder aus Wien Josefstadt (Strenn L., 17.5.2017 Bezirksmuseum Josefstadt)

Warum immer Umnummerierungen?

Aufgrund des Umstandes, dass bei Neubauten die nächsthöhere freie Nummer zu vergeben war, zum Teil auch aus anderen Überlegungen, kam es immer wieder zu neuen Nummerierungen (2. Nummerierung 1795, 3. Nummerierung 1820) bis es 1862 zur Einführung der Orientierungsnummern (ON) kam.

Behelfe zum Auffinden der Häuser

Eine Übersicht über die Konskriptionsbezirke und die 1850 geltende Bezirkseinteilung finden Sie hier:

Eine Übersicht, die die unterschiedlichen Numerierungsphasen der einzelnen Konskriptionsbezirke mit Anführung der entsprechenden Häuserkataster und Karten enthält, finden Sie auf dieser Seite des Wien-Wiki (hinunterscrollen!).

Zur zeitlichen Nachverfolgung dienen Konkordanztabellen

Konkordanztabellen finden Sie im Häuserkataster von Behsel aus dem Jahr 1829, der auch die letzten beiden Nummerierungen enthält.

Der Häuserkataster von Schlesinger aus dem Jahr 1875 enthält eine Gegenüberstellung der Konskriptionsnummern zu den neuen Orientierungsnummern.

Hausschilder aus Wien Josefstadt (Strenn L., 17.5.2017 Bezirksmuseum Josefstadt)

Es geht aber auch einfacher!

Ganz komfortabel erfolgt die Suche nach Haus und Jahr – derzeit für den 1. Bezirk – im Wien-Geschichte-Wiki hier! Hier haben Sie die Möglichkeit der Abfrage nach Konskriptionsnummern. Mit Eingabe des Konskriptionsbezirks, der Konskriptionsnummer und des Jahres erhalten Sie ohne viel nachschlagen zu müssen die heutige Adresse. (Zur Übersicht der Konskriptionsbezirke  mit der rechten Maustaste anklicken und in neuem Tab oder Fenster öffnen oder über diesen Link und hinunterscrollen bis „Übersicht über die Phasen der Häusernummerierungen“).

Ein Beispiel:

Die Suche nach der Konskriptionsnummer 1170 im Konskriptionsbezirk „Innere Stadt“ liefert für das Jahr 1786 als Ergebnis Habsburgergasse 10. Durch Anklicken der heutigen Adresse öffnet sich ein Fenster mit Beschreibung des Hauses.

Rechts finden Sie auch ein Kartenfenster, in dem Sie den Farbpunkt an der Adresse anklicken können, wodurch Sie Detailinformationen  – auch mit einem oder mehreren Fotos des Hauses – erhalten.

Welche Pfarre ist zuständig?

So wie das Ortsverzeichnis von Prof. F. Gundacker auf www.genteam.eu eine unverzichtbare Hilfe bei der Suche nach der zuständigen Pfarre in Österreich, Tschechien, Slowenien und Südtirol  ist, so bietet das Wien-Geschichte-Wiki auch diesbezüglich eine Hilfestellung für  Wien von der zweiten Hälte des 19. Jahrhunderts bis 1938. Sie suchen hier  rechts oben im Suchfeld nach der gewünschten Straße und erhalten alle für Sie relevanten Informationen der Pfarrzugehörigkeit.

Ein Beispiel:

Wir suchen die Pfarrzugehörigkeit der heutigen Nummer 10 in der Habsburgergasse.

Wir geben in das Suchfeld „Habsburgergasse“ ohne die Hausnummer ein und wählen aus der Trefferliste „Habsburgergasse“ aus. Das Ergebnis sehen Sie hier:

ab 1898: Orientierungsnummern (ONr.) 1, 2 und 4: Pfarre St. Peter; ungerade ONr. 3-9 und gerade ONr. 6-14 : Pfarre St. Michael; ONr. 11: Burgpfarre

ab 1902: gerade ONr. 2-4: Pfarre St. Peter; ungerade ONr. 1-9 und gerade ONr. 6-14: Pfarre St. Michael; ONr. 11: Burgpfarre

ab 1908: ungerade ONr. 1-9 und gerade ONr. ab 2: Pfarre St. Michael; ONr. 11: Burgpfarre

ab 1920: ONr. 11: Pfarre Augustin; ungerade ONr. 1-9 und gerade ONr. ab 2: Pfarre St. Michael

ab 1926: ungerade ONr.: Pfarre St. Augustin; gerade ONr.: Pfarre St. Peter

Pfarrgrenzen von Wien vor 1784

„Vor 1784 gab es in Wien nur 28 offene Pfarren, die teilweise enorme Größe hatten. So gehörte z.B. vor 1784 der gesamte 3. , 4.  und 5. Bezirk und Teile des 10. Bezirks zur Pfarre St. Stephan, sowie vor 1671 auch der Pfarrbereich von St. Leopold. Mariahilf gehörte zur Pfarre St. Michael im 1. Bezirk – allerdings sind hier eigene Filialkirchenbücher vorhanden. Die Roßau gehörte vor 1784 zur Pfarre Schotten im 1. Bezirk.“ (Gundacker)

Gundacker hat aufbauend auf den Angaben von Dr. Rudolf Geyer (Handbuch der Wiener Matriken) eine Übersichtskarte über die Pfarrgrenzen erstellt.

Weitere Angaben zur Pfarrzugehörigkeit finden Sie bei administrativen Angaben der Pfarren auf Matricula.

Weitere Links:

(alle zuletzt abgefragt am 15.12.2018)

Anton Tantner: Ordnung der Häuser, Beschreibung der Seelen – Hausnummerierung und Seelenkonskription in der Habsburgermonarchie. Studien-Verlag Innsbruck 2007. Wiener Schriften zur Geschichte der Neuzeit, Band 4. ISBN 978-3-7065-4226-5. Auf Grundlage der Dissertation an der Universität Wien (PDF; 2,9 MB), Geistes- und Kulturwissenschaftliche Fakultät, 2004.         

Anton Tantner: Hilfestellung zur Identifizierung von Wiener Häusern mittels Konkordanztabellen und Plänen

Wien-Geschichte-WIKI: Hofquartierbücher

Wien-Geschichte-WIKI:  Steuerbücher

Wien-Geschichte-WIKI: Liste aller Häuserschematismen und Straßenverzeichnisse

Wien-Geschichte-WIKI:  Lexikon der Straßennamen (Aktuell und historisch)

Digitale Bestände der Wienbibliothek

Ein Kommentar

  1. Für die Suche in Wien in den Jahren 1938-1945 (Änderung von Straßennamen):
    https://www.digital.wienbibliothek.at/periodical/pageview/262801

    G.L.

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