Vor ca. vier Jahren hat Katharina Welan begonnen, sich mit der Familie ihrer Mutter, der Familie Ahorner zu beschäftigen. Was als „Nachjagen“ von Tauf-, Trau- und Sterbeeinträgen begann, endete in einer fast 400 Seiten umfassenden Chronik und der Ausstellung „Ahorner“ im Bezirksmuseum Neubau.
Sammelleidenschaft
Am Anfang war es hauptsächlich ein Eintauchen in die Tauf-, Trauungs- und Sterberegister. Hier hatte Katharina Welan wie alle Anfänger Probleme die Kurrentschrift zu lesen. Mit viel Übung stieg auch die Freude an der Suche nach noch mehr Ahnen und wurde erst im 17. Jahrhundert gestoppt, als sie in den Tiroler Matriken nicht weiter fündig wurde.
Dann wurde es ihr immer wichtiger, auch etwas über diese Menschen zu erfahren, wer sie waren, wie sie gelebt hatten, wie ihr Alltag aussah und auch, ob etwas von deren Charaktereigenschaften in ihr zu finden waren. So ging die Suche weiter in Zeitungen, Bibliotheken, Archiven und auf dem Dachboden ihrer Cousine. Sie hat über 600 Mails geschrieben, war ca. 160 Stunden in Archiven und Bibliotheken und hat ca. 5000 Stunden im Internet recherchiert.
Nach und nach kamen immer mehr Informationen zusammen, die mit Hilfe der Software Affinity Publisher zu einer fast 400 Seiten starken Chronik zusammengefasst wurden. Dabei war ihr auch der geschichtliche Hintergrund sehr wichtig. So umfasst die Chronik nun die Geschichte von Wien und speziell des Schottenfeldes, ein Teil des Bezirks Neubau als auch die Familiengeschichte, welche mit ihrem Urururgroßvater, Josef Achhorner, später Ahorner, beginnt. Die Chronik selbst ist nach Generationen und Familien geordnet.
Hilfe suchen und finden
Am Anfang stieß sie rasch an ihre Grenzen und fand wertvolle Hilfe bei Gleichgesinnten auf Facebook, wo vor allem ÖFR – die Österreichische Gesellschaft für Familien- und regionalgeschichtliche Forschung, viele Gruppen administriert. Gleich im ersten Jahr der Forschung wurde sie Mitglied von ÖFR, welche online sehr interessante und hilfreiche Vorträge über die Familienforschung hält. Auch war dort immer Zeit, Fragen zu stellen und hier bekam sie weitere Hinweise wo/wie sie weiterforschen konnte. Sie probierte auch ungewöhnliche Wege: so registrierte sie sich als Regionautin, um in die Bezirkszeitungen ihre Geschichte online zu stellen und bekam tatsächlich auch Rückmeldungen, die sie in ihrer Forschung weiterbrachten.
Präsentation der Chronik im Rahmen von ÖFR
Im Juni 2023 war es soweit: Vor über 80 Interessierten präsentierte Katharina Welan als Webinar im Rahmen vom ÖFR die fertige Chronik. Sie sprach über ihre Erfahrungen bei der Recherche und präsentierte die Familien- und Firmengeschichte der Ahorners und zuletzt etwas über die Namensgebung der Ahornergasse, welche nach ihrem Urgroßonkel benannt ist.
Eine gedruckte Chronik liegt schon im der Rathausbibliothek auf und ab Herbst gibt es die Chronik auch online in der Nationalbibliothek, im Staatsarchiv und im Wiener Stadt- und Landesarchiv zum Nachlesen.
Kurzer Einblick in die Familien- und Firmengeschichte
Ihr Urururgroßvater, Josef Achhorner, später Ahorner, kam mit rund 80 Gulden (2023: rund 2.100 Euro) 1831 nach Wien und ließ sich im Schottenfeld, einem Teil des Bezirks Neubau nieder. 1834 heiratete er Maria Magdalena Bischof aus Haslach/OÖ und gründete eine Schuhmanufaktur.
Sein dritter Sohn Karl, ihr Ururgroßvater, ging zwischen 1856 und 1863 bei seinem Vater zur Lehre. 1866 übergab ihm Josef das Geschäft, im selben Jahr heiratete Karl die gleichaltrige Josepha „Pepi“ Schwarzinger, gebürtig aus Gmünd/NÖ.
1872 übersiedelte die Familie in die Kaiserstraße 26, wo auch die Schuhfabrik war. Unter Karl vergrößerte sich das Geschäft dramatisch, weil er Aufträge für die k.k. Landwehr übernahm.
Nach dem Tod seiner tiefbetrauerten Gattin Pepi 1893 begann sich Karl Ahorner politisch für die Christlichsoziale Partei zu engagieren. So wurde er in den Jahren 1900, 1904 und 1910 zum Gemeinderat des Bezirkes Neubau gewählt. Er starb 1912 und hinterließ die Firma seinen Söhnen Josef und Karl jun. mit dem testamentarischen Auftrag, diese weiterzuführen. Mit Ende des ersten Weltkrieges verkauften die Brüder die Firma 1919 an die heutige Firma Humanic.
Karl Ahorner jun., der Urgroßonkel von Katharina Welan, wurde als Wohltäter im Bezirk sehr bekannt. Zeitlebens war er äußerst bescheiden und verbat sich alle ihm zugedachten Auszeichnungen und Titelverleihungen. Nach seinem Tod konnte er die ihm vom Bezirk zustehende Ehrung nicht mehr zurückweisen, weshalb eine bisher unbenannte Gasse im März 1938 nach ihm benannt wurde: „Ahornergasse“.
Sonderausstellung „Ahorner – 85 Jahre Ahornergasse“
Mit großer Unterstützung von Museumsleiterin Monika Grußmann entstand neben der Publikation auch eine Ausstellung und ein spannendes Veranstaltungsprogramm. Falls Sie nun selbst beginnen wollen zu forschen, ist Monika Grußmann im Bezirksmuseum Neubau eine perfekte Ansprechpartnerin, wenn Ihre Ahnen aus diesem Bezirk stammen!
Erste Gelegenheit sie und andere familienforschungsbegeisterte Menschen kennenzulernen ist die Eröffnung der Sonderausstellung am Freitag, den 6. Oktober um 19.00 Uhr im Bezirksmuseum Neubau, Stiftgasse 8, 1. Stock (über den Innenhof).
In der Ausstellung sehen Sie interessante Exponate wie eine Büste von Karl Ahorner sen., viele Fotos und Urkunden. Es wird auch spannende Vorträge und Führungen im Bezirk geben. Die genauen Termine finden Sie hier: https://www.bezirksmuseum.at/de/bezirksmuseum_7/veranstaltungen/ und einige auch hier: www.oefr.at/events
Anmeldungen für Vorträge und Führungen: katharina.welan@gmail.com
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