Matrikensuche in Tschechien

Print Friendly, PDF & Email

Wie finde ich die Kirchenbücher einer römisch katholischen Pfarre im heutigen Tschechien? Welche Hilfsmittel gibt es bei der Suche? Was kann ich machen, wenn ich einen gesuchten Eintrag in der Pfarre nicht finde? Wie verwende ich Hilfsmittel effizient? Anhand von grundlegenden Informationen und Beispielen werden mögliche Vorgangsweisen aufgezeigt und Schritt für Schritt erklärt.

Gebietsarchive

Digitalisate zu den Matriken in Tschechien findet man in den jeweiligen Gebietsarchiven verteilt auf acht unterschiedlichen Webseiten. Eine Herausforderung bei der Forschung ist die Tatsache, dass die Archivgrenzen nicht mit den historischen Grenzen der Kronländer übereinstimmen. 

Auf den Webseiten der einzelnen Gebietsarchive stösst man auf unterschiedliche Bedienoberflächen und Möglichkeiten. Dadurch ist es bei einem Wechsel auf eine andere Archivseite notwendig sich neu zu orientieren und einzuarbeiten.

Staatliches Gebietsarchiv Leitmeritz: Nordböhmen  http://vademecum.soalitomerice.cz/vademecum/ 

Staatliches Gebietsarchiv Pilsen: Westböhmen  https://www.portafontium.eu/searching/register 

Archiv der Hauptstadt Prag: Mittelböhmen  http://katalog.ahmp.cz/pragapublica/ 

Staatliches Gebietsarchiv Prag: Mittelböhmen  https://ebadatelna.soapraha.cz/ 

Staatliches Gebietsarchiv Wittingau: Südböhmen  https://digi.ceskearchivy.cz/Einleitung 

Staatliches Gebietsarchiv Samrsk: Ostböhmen  https://aron.vychodoceskearchivy.cz/ 

Mährisches Landesarchiv Brünn & Brünn (Stadt): Südmähren  https://www.mza.cz/actapublica/matrika/ 

Landesarchiv Troppau & Olmütz: Nordmähren & Österreichisch Schlesien  https://digi.archives.cz/da/ 

Hilfsmittel

Wichtige Hilfsmittel bei der Matrikensuche in Tschechien sind die Seiten GenTeam (https://genteam.at/) und die GIS-Lösung PfarrenCZ (https://pfarren-cz.oefr.at/). Beide Seiten sind kostenlos nutzbar. Bei GenTeam muss man sich allerdings registrieren um Zugriff auf die umfangreiche Datenbank zu erhalten.

Das Ortsverzeichnis von GenTeam ermöglicht es nach aktuellen und historischen Ortsbezeichnungen zu suchen, auch mit der Einschränkung auf bestimmte Kronländer der einstigen Habsburger-Monarchie. Verschiedene Suchoptionen wie Enthält, Beginnt mit und Ist ermöglichen unterschiedliche Ansätze bei der Suche nach einem Ortsnamen. Zu jedem Ort erhält man zudem Hinweise auf den aktuellen und den historischen Ortsnamen, auf das Kronland und vor allem die zuständige Pfarre sowie das Gebietsarchiv.

Auf der Webseite PfarrenCZ wurden die historischen Pfarren in Tschechien verortet. Dazu kann bei der Suche nach Ortsnamen zwischen der historischen (zumeist deutschen) Ortsbezeichnung, der vereinfachten Schreibweise ohne Sonderzeichen auf GenTeam und der heutigen tschechischen Schreibung gewählt werden. Die geographische Verortung der Pfarren erleichtert die Suche nach Nachbarpfarren. Außerdem gibt es einen Direktlink zu den Digitalisaten der jeweiligen Pfarre.

Eine Herausforderung bei der Suche ist die Ortsbezeichnung selbst, da sich diese im Wandel der Zeit auch verändert haben kann und es keine einheitliche Schreibweise gab. In Tschechien gibt es zudem meistens einen historischen deutschen Ortsnamen. Hilfreich sind hier die Topographien für Böhmen (https://wiki.oefr.at/Topographien#Johann_Gottfried_Sommer) und Mähren (https://wiki.oefr.at/Topographien#Gregor_Wolny) mit zusätzlichen Informationen zu den Orten aus dem 19. Jahrhundert.

Bei der Recherche hilfreich sind auch Portale mit historischen Landkarten. Auf der Seite Arcanum Maps sind drei historische Karten zu Tschechien verfügbar (https://maps.arcanum.com/de/). Eine Karte aus dem 19. Jahrhundert bietet die Seite mapy.cz an (https://de.mapy.cz/19stoleti). Im Abgleich mit einer aktuellen Karte kann man so aktuelle und historische Ortsbezeichnungen vergleichen. Eine zweite Plattform mit historischen Landkarten findet man unter https://ags.cuzk.cz/archiv/

Beispiel Malenovice

Ausgangspunkt ist ein Trauungseintrag in der Pfarre St. Brigitta in Wien aus dem Jahr 1898. Vinzenz Jedenastik heiratet am 13. November Agnes Pulpitel. Als Herkunft des Bräutigams wird v[on] Malenovic, Bez[irk] Ung[arisch] Hradisch, Mähren angegeben. Außerdem findet man sogar den Hinweis auf einen Taufschein der Pfarre Malenovic in Mähren und das Geburtsdatum, den 8. September 1865.

https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/20-st-brigitta/02-18/?pg=292

Beginnen wir die Suche, obwohl ich bereits Hinweise auf den Namen der Pfarre habe, mit dem Ortsverzeichnis auf GenTeam. Dazu muss man auf der Seite registriert sein und sich anmelden.

Schritt 1: Klick auf das Ortsverzeichnis

Schritt 2: Enthält-Suche auswählen

Schritt 3: Sichere Namensteile in das Suchfeld eingeben (hier Maleno)

Schritt 4: Mit einem Klick auf den Eintrag können zusätzliche Informationen angezeigt werden.

Wenn es viele Ergebnisse gibt, kann die Suche noch per Erweiterter Suche auf ein Kronland eingeschränkt werden. Da es zwar drei Orte mit passenden Namen gibt, allerdings nur einer auch ein Pfarrort sein dürfte, ist der gesuchte Ort wohl das zweite Suchergebnis. So erfährt man die Zuständige Pfarre und mögliche Vorpfarren mit dem jeweiligen Matrikenbeginn. Das zuständige Gebietsarchiv ist Brünn. Die Webseite des Gebietsarchivs ist direkt verlinkt. Der Zwischenschritt über PfarrenCZ erspart jedoch die Suche nach den Digitalisaten der gesuchten Pfarre.

Schritt 5: Mit einem Klick auf Pfarren in Tschechien (Geolocation) geht es weiter. 

Auf der Seite PfarrenCZ kann man nach den Ortsnamen der Pfarren suchen.

Schritt 1: Auswahl der Schreibweise der Pfarrnamen (hier die vereinfachte Schreibweise ohne Sonderzeichen auf GenTeam)

Schritt 2: Eingabe des Pfarrnamens (oder Teile davon) in das Feld Pfarren filtern

Schritt 3: Klick auf einen passenden Eintrag in der gefilterten Liste der Pfarren

Schritt 4: Klick auf den weißen Punktmarker zur Pfarre zum weitere Details einzublenden

Schritt 5: Klick auf das Buch-Symbol um zu den Digitalisaten der Pfarre zu gelangen

So gelangt man direkt auf eine Seite mit allen Digitalisaten zur Pfarre Zlín-Malenovice und die Suche nach dem Geburtseintrag von Vinzenz Jedenastik kann beginnen.

Beispiel Strelitz

Am 23.4.1871 heiraten Jan Samek und Anna Maria Komenda in der Pfarre Jevišovice. Der Eintrag ist auf Tschechisch und enthält keine Hinweise auf die Herkunft von Jan Samek. Nur die Eltern Jan Samek und Anna, geborene Dobrovolny, werden angeführt. Bei anderen Einträgen zu diesen Personen findet man keine weiteren Informationen.

https://www.mza.cz/actapublica/matrika/detail/1538?image=216000010-000253-003379-000000-013958-000000-00-B08559-00580.jp2

Falls der gesuchte Eintrag in einer Pfarre nicht auffindbar ist, dann macht es Sinn auch die benachbarten Pfarren zu durchsuchen. Dazu sucht man den bereits bekannten Pfarrort auf PfarrenCZ.

Schritt 1: Auswahl von Tschechisch um nach der aktuellen Schreibweise zu suchen

Schritt 2: Eingabe von Jevišovice in das Feld Pfarren filtern

Schritt 3: Den passenden Eintrag in der Liste der Pfarren anklicken.

Schritt 4: Klick auf das Filter entfernen-Symbol neben dem Feld Pfarren filtern

Schritt 5: Zoom-Faktor verändern um die Nachbarpfarren zu sehen.

Jetzt kann mit Klicks auf die Punktmarker und dann auf das Buch-Symbol direkt zu den Matriken der jeweiligen Nachbarpfarre gelangen. In diesem Fall wird man nach der Recherche in den Digitalisaten der Matriken schließlich in Biskupice fündig. Diese Pfarre liegt nördlich von Jevišovice und der Wohnort war Pulkov. Jetzt besteht die Möglichkeit auch nach diesem Ort mit einer Suchfunktion der Landkarte zu suchen. Links oben befindet sich ein Lupen-Symbol.

Schritt 6: Maus über das Lupen-Symbol auf der Landkarte bewegen

Schritt 7: Pulkov in das Eingabefeld eingeben

Schritt 8: Die Eingabe mit der Enter-Taste bestätigen

Schritt 9: Mit den Pfeil-Tasten ein passenden Suchergebnis auswählen und mit der Enter-Taste bestätigen

Der Ort Pulkov, jetzt hervorgehoben durch einen blauen Marker, befindet sich in unmittelbarer Nähe der Pfarre Biskupice im Archivbereich Brünn.

Hilfreich kann hier auch die Symbolik der Punktmarker sein. Ein Kreis kommt bei den ältesten Pfarren zum Einsatz, welche vor 1780 bereits bestanden. Pfarren aus der Zeit zwischen 1780 und 1800 werden mit einem Quadrat dargestellt. Danach entstandene Pfarren mit einem Dreieck. Es besteht auch die Möglichkeit jüngere Pfarren gezielt auszublenden. Dies erfolgt über die Legende rechts oben, in der einzelne Ebenen ausgewählt werden können. Hier sieht man auch, dass die Gebiete der einstigen Kronländer farblich hinterlegt sind.

Evangelische Pfarren

Bisher haben wir römisch katholische Matriken behandelt. Auf der Seite PfarrenCZ kann man über die Vorwahl zwischen römisch katholischen (RK) und evangelischen (EV) Pfarren umschalten und bei der Recherche wie oben beschrieben vorgehen.

*Beitragsbild generiert mit Adobe Firefly

Kommentare sind geschlossen.