Der Arbeitskreis ungarndeutscher Familienforscher e.V. (AKuFF) lud letztes Wochenende zu einer Tagung und Feier anlässlich seines 25-jährigen Bestehens nach Baja, Ungarn. Dieser Schwesterverein der ÖFR hat sich zum Ziel gesetzt, die Erforschung der Herkunft von Ungarndeutschen zu erleichtern und investiert Zeit und andere Ressourcen in die Beschaffung und Archivierung von Quellen, wie etwa Mikroverfilmungen von Kirchenbüchern. Sie wollen ihren Mitgliedern und zukünftigen Generationen ermöglichen, mehr über ihre Vorfahren herauszufinden, indem sie die Grundlagen dafür schaffen und die Geschichte der donauschwäbischen Herkunft bewahren.
Wer waren die Donauschwaben?
Die Donauschwaben stellen eine heterogene Siedlergruppe dar, deren Entstehung auf die habsburgische Kolonisationspolitik nach den Türkenkriegen des 17. und 18. Jahrhunderts zurückzuführen ist. Aus genealogischer Perspektive handelt es sich um eine Population, die primär aus süddeutschen, österreichischen, elsässischen und lothringischen Herkunftsgebieten rekrutiert wurde. Im Rahmen der sogenannten Schwabenzüge erfolgte ihre Ansiedlung in den nach den Osmanenkriegen entvölkerten Regionen des mittleren Donauraumes, insbesondere im heutigen Ungarn, in der Vojvodina (Serbien), im Banat (Rumänien) sowie in Teilen Kroatiens. Eine Übersichtskarte der Batschka finden Sie hier.

Bevölkerungsgruppen: 1+2 Ungarndeutsche, 3-5 Banater Schwaben und Kroatiendeutsche, 6 Sathmarer Schwaben St. Gerhards-Werk Stuttgart, Donasuschwaben im Karpatenbecken, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Nach 1945 führten Vertreibung, Deportation und Flucht zu einer massiven Diasporabildung, wodurch genealogische Kontinuitäten vielfach unterbrochen wurden. Gegenwärtige genealogische Forschung zu den Donauschwaben konzentriert sich auf die systematische Rekonstruktion verlorener Familienlinien, die Digitalisierung historischer Quellen sowie die Vernetzung von Forschungsinitiativen und genealogischen Datenbanken im transnationalen Kontext.
Die ÖFR war als Ehrengast
zur Tagung eingeladen und ihr Präsident Herr MinR Mag. Markus Pasterk hat der AKuFF insgesamt und Ihrem langjährigen Obmann Herrn Kornel Pencz im Speziellen in seiner Grußbotschaft für die erbrachten Leistungen Lob und Anerkennung ausgesprochen und dem Verein noch viele weitere erfolgreiche Jahre gewünscht.
Einblicke in ehemalige donauschwäbische Ansiedlungen
Neben der Tagung selbst, die sich mit der Geschichte der Donauschwaben befasste, war es möglich, Einblicke in ehemalige donauschwäbische Ansiedlungen in Ungarn und Serbien zu erhalten. Hajosch, gegründet 1722 an der nördlichen Grenze des deutschen Siedlungsgebietes Batschka, war eine der ersten Ansiedlungen. Die Ansiedler brachten u. A. aus der alten Heimat Bussen eine gotische Madonnenfigur mit, die noch heute zu besichtigen ist. Besonders bekannt ist heute noch die Kellerstraße in Hajosch (ca 1200 Kellerhäuser), die Zeichen für den wirtschaftlichen Aufschwung war.

Nemesnádudvar, deutsch Nadwar, liegt ebenfalls in der nördlichen Batschka nahe Baja. Der Ort wurde 1723 vom Erzbischof Emmerich Csáky mit deutschen Familien aus Rheinland-Pfalz neu besiedelt und entwickelte sich zu einer überwiegend donauschwäbischen Gemeinde. Kirchenbücher belegen eine stabile deutsche Bevölkerung bis ins 20. Jahrhundert. Dort konnte neben der Kirche, die noch einen deutschsprachigen Priester hat, auch das ehemalige erzbischöfliche Jagdschloss sowie das Museum über donauschwäbische Kultur mit Bildern des Naiven Malers Paul Umenhoffer besichtigt werden.

Museum in Nadwar
Letztes Ziel war die Kleinstadt Apatin in der Vojvodina in Serbien. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war das, mit 14.000 Deutschen, die größte deutsche Gemeinde Jugoslawiens. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden deutsche Siedler in Apatin angesiedelt, die das sumpfige Land urbar machten und das Dorf zu einem wohlhabenden Zentrum der Batschka entwickelten. Bereits 1748 wurde die erste Kirche erbaut, 1755 erhielt Apatin das Marktrecht, und 1768 lebten dort über 600 deutsche Familien. Nach einer Donauverlagerung 1795 entstand die neue Maria-Himmelfahrt-Kirche mit der „Schwarzen Muttergottes“. Apatin wurde bald für sein Handwerk, seine Mühlen und Industrie bekannt. Geführt von Boris Mašić bekamen wir einen Einblick in die Donauschwäbische Geschichte vor Ort und seinen unermesslichen Einsatz, das Erbe der Donauschwaben zu sichern.

Kirche in Hajosch mit der gotischen Muttergottesstatue, die noch aus Bussen hieher gebracht worden war.
Links:
Arbeitskreis ungarndeutscher Familienforscher: https://www.akuff.org/index.php/de/
Fotos:
Markus Pasterk, 2025


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