Der Sonnenschirm

Anlässlich der aktuellen Hitzewelle werfen wir heute einen Blick auf einen Gegenstand, der aus dem Ortsbild unserer Zeit schon lange verschwunden ist – den Sonnenschirm, das Pendant zum Regenschirm.

Begleiten Sie uns auf unserer Reise durch die Jahre 1845 bis 1925!

Wir beginnen mit einem seriösen Bericht der Tageszeitung „Der Humorist“ vom 24. Juni 1845, Seite 2, über „Spezielles über die dritte österreichische Gewerbs-Produkten-Ausstellung“ und hier über die nationale und internationale Popularität österreichischer Sonn- und Regenschirme. „Mit Ausnahme einiger Luxusstücke von Pariser Parasols und den früher beliebten sächsischen Garn-Parapluies ist gar Nichts in diesem Fache hereingekommen. Gegenwärtig aber, wo sich der einheimische Bedarf auf das Zehnfache gegen früher gestellt hat, wo ein Sonnenschirm fast zu dem Bedürfnisse selbst der untern Stände geworden ist, versehen die heimischen Fabriken nicht nur das ganze Inland, sondern haben sich auch mit ihren Erzeugnissen einen Namen in der Ferne gemacht.“

Am 28. Juni 1867 vermeldet „Die Gegenwart“ auf Seite 23 gar Revolutionäres: „Ein Sonnenschirm-Verein. Es soll sich hier allen Ernstes ein Verein von Herren zusammengethan haben, welcher den Zweck verfolgt, auch für die Männerwelt das Recht des Sonnenschirmes geltend zu machen. […] Die Wiener Stutzer haben doch Recht. Ja, Sonnenschirm bei Sonnenschein; denn das schützt gegen den Sonnenstich. (Wird aber wahrscheinlich für die Meisten schon – zu spät kommen.)

Quelle: ANNO, Blatt der Hausfrau, Heft 39, Seite 8

Im April 1872 führte ein in der Bahn von Wien nach Liesing vergessener Sonnenschirm zu einigen Irrungen, Verwirrungen und schlussendlich sogar zu einem Diebstahl desselben. Die ganze Geschichte über das Fräulein, den Herrn im Coupé und die involvierten Bahnmitarbeiter lesen Sie in den Jörgel-Briefen vom 13. April 1872 auf Seite 6.

Wer nun auf den Geschmack gekommen ist und Handarbeit liebt, findet vielleicht Gefallen an einer Anleitung für einen Sonnenschirmaus weißen Spitzenbändchen mit verschiedenen Spitzenstichen gearbeitet“, der „sehr reich, hübsch und modern“ aussieht. Der Beitrag im „Blatt der Hausfrau“, Heft 39, Seite 8 gibt darüber hinaus auch wertvolle Informationen darüber, welche Farben denn am besten zusammenpassen!

All jene, die einen Sonnenschirm nun doch lieber kaufen, finden – zugegebenermaßen im Jahr 1883 –nähere Informationen zu Material und Preisen in einer Annonce von Max Wiener in der Satire-Zeitung „Wiener Caricaturen“ vom 20. Mai 1883, der „Durch Uebernahme eines bedeutenden En gro-Lagers aus England“ Sonnenschirme „in bester Qualität zu folgenden staunend günstigen Preisen“ verkauft.

Im Jahr 1925 erklärte Ferdinand Golnago in der Juli-Ausgabe der „Frisierkunst der Mode“ auf Seite 8 schließlich das Ende des Sonnenschirms: „Die flotte, fesche Wienerin mit ihrer flammenden Intelligenz hat die Schwächen des Sonnenschirms schon längst erkannt und dieses senile Moderequisit – unbekümmert um das Urteil des Auslandes – überlegen beiseite gestellt.

Wir wünschen allen hitzegeplagten Leserinnen und Lesern baldige kühlere Temperaturen!

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