Mapire: Zusätzliche Landkarten und Katasterpläne online

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Mapire – The Historical Map Portal ist für die historische Forschung eine unverzichtbare Hilfe geworden. Historisches Kartenmaterial steht hier blattschnittfrei online zur Verfügung.

Nachdem bereits länger die drei militärischen Landesaufnahmen der Monarchie online zu nutzen waren, wurden vor einigen Monaten auch die Urmappenoriginale des Franziszeischen Katasters Österreichs (aus der Zeit ab 1817) des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesens (BEV) – Wien online gestellt. Zuletzt erfolgte auch der Austausch der Schwarz-Weiß-Karten des heutigen Österreich der 3. Landesaufnahme durch die Farb-Originale des BEV.

Einiges zu den drei Landesaufnahmen und dem Franziszeischen Kataster:

Erste (Josephinische) Landesaufnahme der Monarchie

Die erste flächendeckende kartographische Erfassung erfolgte in den Jahren 1764 -1787. Sie wird auch Josephinische Landesaufnahme nach dem Sohn Maria Theresias Josef II. bezeichnet, in dessen Regierungszeit das Kartenwerk fertig gestellt worden war.  Nach Frankreich war diese die zweite große staatliche Landesaufnahme der Welt. In 23 Jahren wurden tausende Blätter handgezeichnet. Die Karten wurden im Maßstab 1:28.800 angefertigt. Die scheinbar „ungerade“ Maßstabszahl ergibt sich aus der Umrechnung des damaligen in das heutige Maßsystems: 1 Zoll in der Karte entspricht 400 Klafter in der Natur (400 Klafter = 400×6 Fuß = 400x6x12 Zoll = 28.800 Zoll). Nicht erfasst von der 1. Landesaufnahme wurden das heutige Tirol und Vorarlberg.

Die 1. Landesaufnahme finden Sie hier.

Zweite (Franziszeische) Landesaufnahme (1806-1869)

Fast zwanzig Jahre nach Abschluss der ersten Landesaufnahme wurde im Jahre 1806 mit der zweiten Landesaufnahme begonnen. Benannt wurde sie nach dem österreichischen Kaiser Franz I., dem Neffen Josephs II. Auf wissenschaftlicher Grundlage – aufbauend auf regelmäßig verteilten Vermessungspunkten (Triangulierung) – wurden die Länder des Österreichischen Kaiserreiches neu kartographisch erfasst. Dass diese Landesaufnahme bis zum Jahre 1869 dauerte, liegt einerseits an der aufwändigen Triangulierung, andererseits auch an der gleichzeitig für Zwecke einer gerechten Besteuerung durchgeführten Vermessung aller Grundstücke – des Franziszeischen (Grundsteuer-)Katasters. Erschwerend kam noch hinzu, dass die Arbeiten aufgrund von Kriegen immer wieder unterbrochen werden mussten: 1809, 1812-15, 1848-49, 1859, 1866. Teile von Ungarn, Galizien und Bukowina blieben unvollendet.

Als Kartenmaßstab wurde wieder derselbe wie jener der 1. Landesaufnahme gewählt (1:28.800). Aufgrund der ausgezeichneten Qualität des Kartenwerkes wurde diesem 1851 bei der Londoner Industrie-Ausstellung der Große Preis zuerkannt. Hier zu finden.

Die 3. (Franzisco-Josephinische) Landesaufnahme (1869 – 1887)

Im Jahr 1869 wurde mit der 3. Landesaufnahme begonnen. Aufgrund der bevorstehenden Umstellung auf die metrischen Maßeinheiten (Maß- und Gewichtsordnung vom 23. Juli 1871) wurde das Kartenwerk nicht wie bisher im Maßstab 1:28.800, sondern im Maßstab 1:25.000 angelegt. Für den dicht besiedelten Wiener Raum wurden 47 Aufnahmeblätter im Maßstab 1:12.500 erstellt. Die Aufnahme wurde in 18 Jahren fertiggestellt, in weiteren 12 Jahren reambuliert, in weiteren 18 Jahren revidiert (also zum dritten Mal in 45 Jahren aufgelegt). 333 Zeichner und jährlich 112 Mappeure waren dabei im Einsatz. Die Karten sehen Sie hier.

Achtung: Verwechslungsgefahr!

Immer wieder wird die 2. (Franziszeische) Landesaufnahme mit dem Franziszeischen Kataster verwechselt.

Der Kataster wurde ab 1817 bis 1861 erstellt. Benannt wurde er genauso wie die 2. Landesaufnahme nach ihrem Initiator Franz I. Während diese 2. (Franziszeische) Landesaufnahme im Maßstab 1:28.800 militärischen Zwecken diente, handelt es sich beim Franziszeischen Kataster um einen Liegenschaftskataster. Die planliche Darstellung (Urmappe) hat einen Maßstab von 1:2.880 (1 Zoll im Plan entspricht 40 Klafter in der Natur). Die Originale der Urmappe sind online auf www.mapire.eu unter „Franziszeischer Kataster“ zu finden. Archiviert sind die Originale der Urmappen im Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen in Wien.

Legende zu den Kartenblättern des Franziszeischen Katasters 1824
By Survey Office of the Austro-Hungarian Empire [Public domain], via Wikimedia Common https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Legend_for_Franciscan_Cadastral_Maps_1824.jpg

Literatur:

Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (Herausgeber): 200 Jahre Kataster – Österreichisches Kulturgut 1817-2017 – online verfügbar unter: http://www.bev.gv.at/pls/portal/docs/PAGE/BEV_PORTAL_CONTENT_ALLGEMEIN/0200_PRODUKTE/PDF/FESTSCHRIFT_200_JAHRE_KATASTER.PDF zuletzt abgefragt 27.1.2018

Susanne Fuhrmann: Digitale Historische Geobasisdaten im Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (BEV). Die Urmappe des Franziszeischen Katasters. In: Österreichische Zeitschrift für Vermessung und Geoinformation. Herausgegeben von der Österreichischen Gesellschaft für Vermessung und Geoinformation (OVG). ISSN 0029-9650. 95. Jahrgang. Heft 1/2007. S. 24–35 – mit einer ausführlichen Beschreibung der Vorgehensweise.

Felix Gundacker: Einleitung zum Buch „Die Besitzer der Bauparzellen im Franziszeischen Kataster in NÖ 1817“ Wien, 2008, online verfügbar https://www.felixgundacker.at/vvs/wp-content/uploads/2020/01/fg_franziszeischer_kataster_1817.pdf zuletzt aktualisiert 27.7.2022

Leopold Strenn: Von der Josefstadt in die Welt – Streiflichter durch das Militärgeographische Institut in: Aus der Josefstadt in die Welt – Streiflichter durch das Militärgeographische Institut – Landkarten aus dem 8en, Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung, Bezirksmuseum Josefstadt, Publikation Nr. 21, Wien 2017

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